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Ernährung nach der TCM - Die Geschmäcker

Ernährung nach der TCM Teil 2

In dem letzten Blog-Artikel habe ich Dir erste Einblicke in die Philosophie der Ernährung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin gegeben. Du hast erfahren, dass die Nährstoffe eines Lebensmittels eine untergeordnete Rolle spielen, stattdessen ist es in der TCM bedeutsam, wieviel Energie ein Lebensmittel unserem Körper bringt. Dafür ist unter anderem die Thermik, also das Temperaturverhalten (auch thermische Qualität genannt) eines Lebensmittels entscheidend: heiß, warm, neutral, kühl und kalt.

Falls Du den Artikel noch nicht gelesen hast, dann kannst Du das hier nachholen:

Ernährung nach der TCM - Die Thermik

 

Auswahl der Lebensmittel

Um die Energie eines Lebensmittels näher zu bestimmen, werden, neben der Thermik, weitere Kriterien herangezogen:

·      Geschmack: Sauer, bitter, süß, scharf, salzig

·      Wirkrichtung der Qi-Bewegung: steigend, absinkend -> betrifft eher Gewürze und Kräuter

In diesem zweiten Teil zur Ernährung nach TCM soll es um die energetischen Geschmäcker gehen.

 

Lebensmittel und ihre Geschmacksrichtungen

Jedes unserer Lebensmittel und jedes Kraut hat einen bestimmten Geschmack, welcher jeweils einem der fünf Elemente zugeordnet ist. In der chinesischen Medizin werden sowohl Nahrungsmittel als auch Arzneimittel nach den fünf Geschmäckern klassifiziert. Durch den Geschmack eines Nahrungs- oder Arzneimittels definiert sich dessen Wirkung. Dieser funktionale Geschmack kann sich, muss aber nicht, mit dem Geschmack im Mund (sensorischer Geschmack) decken. Lebensmittel können mehrere Geschmäcker haben, wodurch sich ihr Wirkspektrum verbreitet.

Jeder Geschmack ist dazu geeignet, dass ihm innerhalb des Elementes zugeordnete Organ zu stärken. Zusätzlich beeinflussen die Wirkungen eines Geschmackes die Bewegungsrichtung des Qi und die Produktion von Körpersäften (Blut, Lymphe, Speichel etc.).

 

Die fünf Geschmäcker

Bei den Geschmäckern eines Lebensmittels unterscheidet man in der TCM:

·      Süß

·      Scharf

·      Salzig

·      Sauer 

·      Bitter

 

Süßer Geschmack

Er hat Bezug zu dem Element Erde und steht für den Spätsommer. Als innere Mitte gibt die Erde ihre Energie an jedes andere Element und dessen Organe weiter. Der süße Geschmack stellt Energie und Säfte bereit, sorgt für Anpassungsfähigkeit, befeuchtet bei Flüssigkeits- oder Yin-Mangel, stärkt insbesondere Milz-Qi und Magen (Organe des Erde Elements), wirkt ausgleichend und beruhigend. Mit dem süßen Geschmack sind keine Süßigkeiten oder andere Produkte aus Zucker gemeint, sondern natursüße Lebensmittel:

·      Reis

·      Kartoffeln

·      Meisten Gemüsesorten

·      Hülsenfrüchte

·      Bambussprossen

·      Dinkel

·      Feigen

·      Kirschen

·      Wassermelone

·      Alle pflanzlichen Öle

·      Butter

·      Sahne

 

Scharfer Geschmack

Der scharfe Geschmack ist dem Metall Element zugeordnet. Die größte Gruppe scharfer Lebensmittel sind Gewürze. Einige von ihnen sind mit dem bitteren Geschmack kombiniert, wie zum Beispiel Kardamom, Majoran, Muskatnuss, Piment und sind daher besonders günstig bei einem Zuviel an Feuchtigkeit und Qi-Stagntion. Die Zwiebel- und Laucharten schmecken roh scharf, erhalten durch das Kochen jedoch einen tendenziell süßen Geschmack. Scharf wirkt bewegend auf das Qi und hilft Ansammlungen von Feuchtigkeit und Schleim zu beseitigen. Lebensmittel mit diesem Geschmack stärken das Lungen-Qi und lindern Schweregefühl. Aber Achtung: der übermäßige Verzehr von scharf-heißen Gewürzen, wie Chili oder Pfeffer, können das Lungen- und Magen-Yin durch zu starke Hitzeeinwirkung schädigen. Denn zu viel scharf erzeugt Hitze und diese lässt kostbare Körpersäfte verdunsten und schwächt das Yin. Weitere Wirkungen des scharfen Geschmacks sind die Auflösung von Qi- und Blut-Stagnationen, Mobilisation des Darm-Qi, eine freie Atmung und schweißtreibend (zum Beispiel ein Ingwer-/Zimt-Tee bei einem Infekt). 

 

·      Zwiebeln und Frühlingszwiebeln

·      Lauch und Schnittlauch

·      Radieschen

·      Cayennepfeffer

·      Basilikum

·      Dill

·      Ingwer

 

Salziger Geschmack

Nur wenige Lebensmittel haben einen salzigen Geschmack. Salzig wird dem Element Wasser und dem Winter zugeordnet und stärkt den Funktionskreis Niere. Der salzige Geschmack festigt die Knochen, erweicht Verhärtungen und löst Schleimansammlungen. In konzentrierter Form löst er Blockaden und wirkt abführend.

·      Salz

·      Algen

·      Krabben

·      Miesmuscheln

·      Thunfisch

·      Fleischbrühe

·      Schafskäse

 

Saurer Geschmack

Er entspricht dem Element Holz und wird dem Herbst zugeordnet. Der saure Geschmack ist vor allem in einheimischen Früchten vertreten, die im Sommer und Herbst reif sind, zudem in einigen Südfrüchten. Saures Obst fördert die Produktion von Körpersäften und hält sie fest. Dieses Obst roh gegessen wirkt kühlend, was gut geeignet ist zur Unterstützung des Blutes, sowie bei Hitze und Säfte-Mangel. Zu den Lebensmitteln mit saurem Geschmack zählt auch die große Gruppe der Milchsäure vergorenen Nahrungsmittel, wie Joghurt und Dickmilch. Der saure Geschmack erhält die Säfte (sehr wichtig bei Durchfall und erhöhtem Wasserverlust zum Beispiel Schwitzen), festigt das Qi, wirkt anregend auf Leber und Gallenblase, kann in größeren Mengen verstopfend und blockierend wirken.

·      Aprikosen

·      Brombeeren

·      Rhabarber

·      Sanddorn

·      Sauerkirschen

·      Stachelbeeren

·      Limetten

·      Zitrone

·      Buttermilch

·      Käse

·      Früchtetee

·      Milchsaure Gemüsesäfte

 

Bitterer Geschmack

Bitter wird dem Element Feuer zugeordnet und wirkt belebend auf das Herz-Qi. Der bittere Geschmack hat eine trocknende Wirkung, regt die Magensäfte an (Bittertropfen bei Verdauungsschwäche), wirkt appetitanregend und entzündungshemmend. Kaffee ist bitter, jedoch zugleich auch warm und hat eine nach unten absenkende Wirkung, ist dadurch Stuhlgang fördernd. Zudem steigert er das Yang und wirkt trocknend. Daher Vorsicht bei Blut- oder Yin-Mangel, Kaffee nur in Maßen trinken.

 

·      Artischocke

·      Chicorée

·      Endiviensalat

·      Löwenzahn

·      Oliven

·      Radicchio

·      Romanasalat

·      Steckrübe

·      Bohnenkraut

·      Kresse

·      Majoran

·      Orangenschale

·      Wermut

·      Grüner/Schwarzer Tee

·      Kaffee

 

Interessant diese Kategorisierung unserer Lebensmittel, oder? 

Vielleicht achtest Du beim Essen nun vermehrt auf die Geschmäcker und entdeckst, dass Du zu dem ein oder anderen Geschmack mehr greifst? Die TCM rät dazu, dass alle fünf Geschmäcker in unserer Ernährung vorkommen sollten. 

Wie sieht es bei Dir damit aus? Magst Du einen Geschmack besonders gerne oder auch gar nicht? Das hat auch eine Bedeutung! 

Hast Du Fragen dazu oder magst Du mir Deine Erfahrungen mit der TCM berichten? Dann schreibe mir eine Nachricht.

 

 

Alles Liebe,

Deine Bianca

 

 

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(Foto Quelle: Bild von monicore auf Pixabay)